Nicht operative Behandlung

1. Allgemeine Verhaltensregeln und Körpergewichtsabnahme
2. Mittel zur Verbesserung der Nasenatmung
3. Kinnbinde
4. Rückenlageverhinderung
5. Schnarchschiene - Unterkiefervorverlagerungsschiene - Protrusionsschiene
6. Schnarchspange - Velumount
7. Alaxo Rachenstent
8. Muskeltraining der Rachen- und Zungenmuskulatur
9. Mund- und Rachensprays und ähnliches.
10. Nasale Beatmungstherapie (CPAP, etc.)

Es gibt unzählige Ratschläge und Hilfsmittel zur Schnarchbehandlung. Um sie besser einordnen zu können, fasse ich sie nach ihrer Wirkungsweise zusammen:

1. Allgemeine Verhaltensregeln und Körpergewichtsabnahme

Es ist allgemein bekannt, dass Körpergewichtszunahme das Schnarchen und auch die obstruktive Schlafapnoe verschlechtert. Auch wenn es eine kleine Gruppe von normalgewichtigen Schnarchern gibt, führt die Gewichtsabnahme bei den Übergewichtigen doch in der Regel zur Verbesserung des Schnarchens und einer evtl. obstruktiven Schlafapnoe.
Allgemein ist zu berücksichtigen, dass alles, was zu einem stärkeren Erschlaffen des Muskeltonus (Spannung) der Rachen- und Zungenmuskulatur führt, das Schnarchen begünstigt und daher womöglich zu vermeiden ist:
Alkoholische Getränke, besonders Bier
Spätes, reichliches Essen vor dem Schlafengehen
Schlafmittel
Übermüdung

2. Mittel zur Verbesserung der Nasenatmung:

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Verbesserung der Nasenatmung eines der wirkungsvollsten Mittel ist zur Verbesserung des Schnarchens und der Schlafqualität. Umgekehrt gibt es viele Menschen, die bei einem Schnupfen oder bei allergischer Verstopfung der Nase schnarchen, aber sonst nicht.
schnarchen nop1a) Einfache "Hausmittel" dazu sind die besonders bei Sportlern beliebten Nasenpflaster, die die Nasenflügel auseinander ziehen, oder erweiternde Hilfsmittel aus Kunststoff, die in die Nasenlöcher gesteckt werden, seien es schmetterlingsartige Kunststoffspreitzer oder Silicon-Röhrchen, die die Nasenflügel auseinander drücken.
Diese Hilfsmittel wirken nur wenn die Ursache in einer Schwäche der seitlichen Nasenwand liegt, die beim Einatmen angesaugt werden kann. Bei weiter hinten in der Nase liegenden Einengungen oder Anschwellungen der Schleimhäute können diese Hilfsmittel nicht wirken.
In Fällen einer erfolgreichen Verwendung von Nasenflügelpflaster oder -spreitzer kann eine dauerhafte Stabilisierung der seitlichen Nasenwand mittels einer Operation erreicht werden. Das Hilfsmittel wird daher von mir auch als Diagnostikum vor einer eventuell geplanten Operation eingesetzt. - näheres unter "Operationen"

b) Viele Patienten versuchen, durch die Anwendung von abschwellenden Nasentropfen genug Luft zu bekommen um Einschlafen zu können oder nicht zu Schnarchen.
Das ist leider eine Maßnahme, die nur kurzfristig hilft und auf die Dauer aber die Nasenschleimhaut schädigt, immer kürzer wirkt und dann sogar zu einer verstärkten Anschwellung der geschädigten Schleimhaut als Rebound - Effekt führt. In diesen Fällen ist es dringend angeraten, einen HNO-Facharzt aufzusuchen um die Ursache der schlechten Nasenatmung fest zu stellen und besser geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Es kann sich um eine verkrümmte Nasenscheidewand handeln, die mit einer einfachen Operation begradigt werden kann, oder aber um Schwellungen durch Allergien oder durch chronische Nasennebenhöhlenentzündungen oder Nasenpolypen. Bei diesen Krankheiten kann oft medikamentös und/oder durch Allergenvermeidung geholfen werden. Manchmal ist eine Heilung erst durch eine Operation möglich.

3. Kinnbinde

schnarchen nop2Das ist eine der ältesten Methoden gegen Schnarchen und Atmungsstörungen.
Schon im Mittelalter gab es die Kinnbinde um das Herunterfallen des Kinns und damit das Zurückfallen der Zunge zu verhindern. Allerdings kann man diese Kinnbinde nur einsetzen, wenn die Nasenatmung frei ist.
Wie sich in der Video-Schlafendoskopie durch die Nase zeigen läßt, kommt es beim Schließen des Mundes zur Vorverlagerung des Zungengrundes, wodurch Schnarchen verbessert werden kann als auch Engstellen infolge von Rachenverschluss durch die zurückfallende Zunge geöffnet werden können. Eine Wirkung auf Schnarchen durch den weichen Gaumen und Zäpfchen ist allerdings kaum zu erwarten. Das betrifft aber doch 80 - 90% aller Schnarcher.
Sie bekommen diese Kinnbinden in Sanitärartikelhandel und im Internet.

4. Rückenlageverhinderung

Da Schnarchen oftmals nur in der Rückenlage besteht oder dort besonders stark auftritt ist es wohl das älteste Mittel, das der/die Partner/in einsetzt, den Schnarcher auf die Seite zu drehen, oder ihn anzustupsen, damit er sich auf die Seite dreht.
Man kann aber auch trainieren, nicht am Rücken zu schlafen. Dazu hilft eine Rückenlage-Verhinderungsweste (RLVW). Man bekommt diese fertig zu kaufen oder kann sie auch selbst nähen.
Auf den Rücken eines Schlafanzug-Oberteils wird eine große Tasche aufgenäht, in die ein halbzylindrischer Schaumstoffteil eingeschoben wird, der die Rückenlage unmöglich macht. Früher wurde eine Tennisball empfohlen einzunähen, doch der stört den Schlaf stärker.

5. Schnarchschiene - Unterkiefervorverlagerungsschiene - Protrusionsschiene

schnarchen nop3"Schnarchschienen" werden von schlafmedizinisch spezialisierten Zahnärzten angepaßt. Sie sind im Prinzip Kunststoffschienen, die vor dem Schlafen gehen über die Ober-und Unterkieferzähne gestülpt werden. Durch einstellbare seitliche Stangen oder durch einen Haken in der Mitte wird das Unterkiefer vorgeschoben. Damit schiebt sich auch die Zunge nach vorne und die Rachenseitenwand wird etwas gespannt, so dass mehr Raum zur Atmung im Rachen zur Verfügung steht.
Protrusionsschienen sind eine wissenschaftlich anerkannte und durch zahlreiche wissenschaftliche Studien seit über 20 Jahren belegte Methode zur Behandlung des einfachen Schnarchens, aber auch zur Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe. Dabei ist der Therapieerfolg bei leichten Formen der obstruktiven Schlafatmungsstörungen mit CPAP (Beatmungstherapie) vergleichbar, bei mittleren Formen nur bei bestimmten Untergruppen (besonders wenn es sich um Obstruktionen hinter dem Zungengrund handelt).
Literaturüberblick: Lim J, Lasserson TJ, Fleetham J, Wright J: Oral appliances for obstructive sleep apnoea. Cochrane Database Syst Rev 2006; CD004435.
Der Nachteil liegt in der Notwendigkeit, sie regelmäßig im Schlaf zu tragen.
Nicht jeder verträgt sie, für manche wirken sie wie ein Fremdkörper, sie können die Speichelproduktion fördern.
Eine ausreichende Bezahnung ist Voraussetzung für die Anpassung. Allerdings kann diese heutzutage durch Zahnimplantate wiederhergestellt werden.
Die Wirkung hält nur solange die Schienen im Schlaf getragen werden.

6. Schnarchspange - Velumount

schnarchen nop4Es handelt sich um einen ummantelten Kunststoff-Drahtbügel, der individuell geformt wird. Er wird im Mund getragen und hält das Gaumenzäpfchen und den weichen Gaumen nach vorne.
Das wirkt gegen Schnarchen und auch gegen manche Formen der obstruktiven Schlafapnoe, wenn die Ursache in einer Engstelle im Gaumenbereich liegt.
Bei dieser neuen Methode liegt erst eine einzige Vergleichsstudie von Probanden mit und ohne Velumount vor, die die Reduktion des Schnarchgeräusches und der obstruktiven Schlafapnoen/Hypopnoen belegt . (Tschopp K, et al., ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec. 2009)
schnarchen nop5Leider ist die wissenschaftliche Studienlage dzt. (2012) noch so gering, so dass vor allem über die Langzeitwirkung und den Prozentsatz der Patienten, die die Spange auf Dauer vertragen, keine wissenschaftlichen Daten vorliegen.
Allerdings kenne ich nur sehr wenige Patienten, die diese Spange auf die Dauer tragen können, da sie doch oft einen Würgreiz oder Schluckschmerzen auslöst.
Die individuelle Anpassung und der Verkauf erfolgen im Rahmen von Trainingskursen, die der Hersteller anbietet unter www.velumount.at

7. Alaxo Rachenstent

schnarchen nop6Das Prinzip besteht in der Offenhaltung des Rachens im Bereich des Gaumens und auch Zungengrundes durch eine innere Schienung mittels eines selbstexpandierenden Nitinolgeflechtes, das man sich selbst vor dem Schlafengehen durch die Nase einführt und anschießend wieder entfernt.
Dieses neue Wirkungsprinzip ist logisch und wurde in einer kleinen Studie des Schlaflabors der Univ.klinik Erlangen (Hartl M. et al, Kongressabstrakt der Deutschen HNO-Gesellschaft 2009) bestätigt: Bei Patienten, die wegen obstruktiver Schlafapnoe mit der CPAP-Therapie (nasale Überdruckbeatmung) behandelt wurden ergab der Einsatz des Alaxo-Stents im Schlaflabor eine deutliche Reduktion der Apnoen und Hypopnoen, die nahe an die Wirkung des CPAPs herankam.
link: http://www.egms.de/static/de/meetings/hnod2009/09hnod632.shtml
Auch hier ist noch nicht bekannt, wieviele Patienten den Fremdkörper in Nase und Rachen tolerieren und wielange der Stent von wievielen Patienten auf Dauer vertragen wird.
Näheres unter: www.alaxo.com

8. Muskeltraining der Rachen- und Zungenmuskulatur

a) Ein Logopäde in Wien bietet ein Muskeltraining der Gaumen-, Rachen- und Zungenmuskulatur an. Es kann bei regelmäßigem Training zu einer Verbesserung des Schnarchens führen.
Allerdings muss es regelmäßig durchgeführt werden, weil sonst die Muskulatur wieder erschlafft und der Effekt verloren geht.
Näheres auf der Homepage: http://www.logo-lindes.at/
b) Einen ähnlichen Effekt der Stärkung der Rachen- und Zungenmuskulatur soll auch das Spielen auf dem Didgeridoo, dem Blasinstrument der australischen Ureinwohner, haben. Dazu gibt es sogar eine randomisierte Studie der Universität Sao Paulo. näheres unter: http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/schlafen/schlafapnoe-didgeridoo-heilt-schnarcher_aid_396980.html
c) Elektrische Stimulation der Mundboden- und Zungenmuskulatur
Die tägliche elektrische Muskelstimulation der Mundboden- und Zungenmuskulatur durch Elektroden, die über eine Spezialprothese in den Mundboden eingebracht werden, wurde auch untersucht. Es wurde ein kurzfristiger Effekt gemessen, der aber bei Aussetzen des Trainings bald wieder verschwindet.

9. Mund- und Rachensprays und ähnliches.

Es wird eine Vielzahl an Mund- und Rachensprays angeboten, deren Wirkung meist in einer Befeuchtung und Verbesserung der Gleitfähigkeit der Schleimhäute liegt.
Ihre Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt und auch theoretisch schwer vorstellbar.
Sie besteht wahrscheinlich in einer subjektiven Verbesserung der Mundfeuchtigkeit.

10. Nasale Beatmungstherapie (CPAP, etc.)

Die nasale Beatmungstherapie, am besten unter CPAP-Therapie oder Maskentherapie bekannt (s. unter Menüpunkt "Schlafapnoe"), verbessert ebenso das Schnarchen wie es die obstruktive Schlafapnoe bessert. Allerdings wird es kaum als Therapie bei einfachen Schnarchern, die keine Atmungsstörungen haben, eingesetzt, da es da eine Reihe von anderen Therapiemöglichkeiten gibt, die in der Regel vorgezogen werden.